Wer war eigentlich Dietrich Bonhoeffer?

Ratingen · Jüngere Schüler des Gymnasiums in Ratingen West setzten sich mit ihrem Namensgeber auseinander. Dazu besuchten sie auch die beiden Pfarrer am Maximilian-Kolbe-Platz.

RP 30.03.2023, 15:37 Uhr 4 Minuten Lesezeit

„Wir sind das D-B-G, das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium.“ Das weiß jedes Kind, das das Gymnasium in Ratingen West besucht. Aber wer war denn eigentlich Dietrich Bonhoeffer? Mit dieser Frage und allem Wissenswerten rund um den berühmten Namensgeber des Gymnasiums beschäftigten sich aktuell die jungen Schüler aus den 5. Klassen.

„Es reicht nicht, die Opfer unter dem Rad zu verbinden. Man muss dem Rad selbst in die Speichen fallen.“ Diese Aussage des evangelischen Theologen und mutigen Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer bildete den Auftakt im Pädagogischen Zentrum des Gymnasiums. Die 5.-Klässler konnten sich der Bedeutung dieses Zitates mittels einer kreativen Aufgabe annähern und diese in die heutige Zeit übertragen.

Info Lebensdaten zu Dietrich Bonhoeffer

Dietrich Bonhoeffer wurde am 4. Februar 1906 in Breslau geboren. Am 9. April 1945 wurde er im KZ Flossenbürg hingerichtet.

Kurz vor der Befreiung des Lagers durch die Amerikaner, wurden Dietrich Bonhoeffer, Wilhelm Canaris und General Hans Oster von einem SS-Standgericht zum Tode verurteilt. Das Urteil wird am gleichen Tag durch den Strang vollstreckt.

„Jemanden zu helfen, ist gut. Man sollte aber die Menschen auch dazu bringen, das Böse zu stoppen – am besten gemeinsam“, erkannte Žaklina aus der 5c. In der düsteren Zeit des Nationalsozialismus stand Dietrich Bonhoeffer couragiert für diese Werte ein: Solidarität, Gerechtigkeit und Gewaltfreiheit. „Dietrich Bonhoeffer war ein richtig guter und mutiger Mensch, dem andere am Herzen lagen“, resümierte Ole (5c) anerkennend.

Nach einem digital gestützten Quiz rund um die Person „Dietrich Bonhoeffer“ ging es dann weiter in die evangelische Versöhnungskirche am Maximilian-Kolbe-Platz. Dort empfingen Pfarrer Leithe und und sein katholischer Kollege Pfarrer Kern die Schüler des DBG. Zunächst sprach Pfarrer Leithe sehr persönlich über Dietrich Bonhoeffer, da sein Großvater, Martin Fischer – ebenfalls Theologe, mit Dietrich Bonhoeffer befreundet war. So wurde der Mensch Dietrich Bonhoeffer für die Schüler noch nahbarer und realer. Sie hörten Pfarrer Leithe gebannt zu und stellten ihm viele Fragen.

Am Ende rundete Pfarrer Kern den Tag nach einer Einführung in die Bedeutung des Liedes von Dietrich Bonhoeffer, welches zum Schullied wurde, ab. Und so stimmten alle ein: „Von guten Mächten treu und still umgeben, / Behütet und getröstet wunderbar, / So will ich diese Tage mit euch leben / Und mit euch gehen in ein neues Jahr…“

Bei der Schulgründung des Gymnasiums in den Jahren 1978/79 wurde Dietrich Bonhoeffer aufgrund seiner moralischen, humanen Werte, die er lebte und für die er sich einsetzte, zum Namenspatron erkoren. Die Entscheidung für diese Namengebung fiel den Verantwortlichen im Jahre der Schulgründung 1978/79 aber nicht leicht. Respektable Alternativen standen zur Auswahl: Brecht, Heine, Wernher-von-Braun und andere. In der Schulkonferenz vom 31.01.1979 wurde als ein Auswahlkriterium formuliert, dass die kritische Auseinandersetzung mit dem Denken und Handeln des zukünftigen Namenspatrons den Schülern und Schülerinnen Anstoß für eigenes Urteilen und Tun bieten sollte. Die Beschäftigung mit dieser Person sollte ein fruchtbares Element in der Erziehung der jungen Menschen zu mündigen Staatsbürgern werden. Die Wahl fiel letztlich auf den evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer, der zur Zeit des Dritten Reiches das Unrecht erkannte, über das andere hinwegsahen, und der sich nicht scheute, dagegen öffentlich zu protestieren. In der Begründung der damaligen Schulkonferenz heißt es: „Dietrich Bonhoeffer trat mit seinem Denken und Handeln für Interessen ein, die uns allen gemein sein sollten: Recht zu tun und Unrecht nicht zu dulden und damit Verantwortung zu tragen für unseren Staat“.

Heute, rund 45 Jahre danach, ist es genauso wichtig, diese Werte hochzuhalten und insbesondere im Schulalltag zu leben – egal aus welcher Kultur man stammt, egal welcher Religion man angehört. Es ist nicht das Trennende, das uns am Ende ausmacht, sondern das Verbindende.

Foto: Dietrich Bonhoeffer setzte das Rad als Symbol ein. Die Schüler setzen es zeichnerisch um. Foto: Bonhoeffer-Schule