Tanzen für die Integration

Maria und ihr Tanzpartner beim Sportlerball in der Stadthalle. FOTO: RPODüsseldorf. Die 17-jährige Maria Dortmann ist sehr erfolgreich im Bereich Lateinamerikanische Tänze. Neben ihrem intensiven Training besucht sie die 10. Klasse des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums. Erst seit dem Jahr 2002 lebt sie in Deutschland. Von Jasmin Maxwell

West Tanzen ist mehr als nur ein Hobby für Maria Dortmann. „Wenn ich tanze, bringe ich auch immer etwas aus meiner Seele mit ein“, sagt die 17-jährige Schülerin aus Ratingen West. „Ich verschmelze mit der Musik.“ Maria tanzt zusammen mit ihrem Tanzpartner Evgeny Shalabanov (19) Standard- und Lateinamerikanische Tänze – und das mit großem Erfolg: Sie tanzen im deutschen Nachwuchskader, 2007 wurden sie Landesmeister in der Klasse Jugend B Latein und stiegen in die Klasse A auf – gewissermaßen die 2. Liga des Tanzsports. Am 18. Oktober begeisterten Maria und Evgeny die Gäste bei der Ratinger Sportlernacht.

Nicht viel Freizeit

Für solche Erfolge muss man natürlich hart trainieren: Fünf Mal in der Woche, vor Turnieren sogar täglich, üben die Jugendlichen im „Bosten Club“ in Düsseldorf bis zu drei Stunden lang. Klar, dass da nicht mehr viel Zeit für anderes bleibt. „Freunde treffe ich vor allem am Wochenende, und für Hobbys wie Malen habe ich nur in den Ferien Zeit.“ Doch das macht Maria nichts: „Wenn ich eine Woche mal nicht tanze, fehlt mir etwas“, sagt sie. Trotz allem: Die Schule hat für die 17-jährige Vorrang vor dem Tanzen. Maria, die 2002 mit ihrer Familie als Spätaussiedlerin aus Kasachstan nach Deutschland kam, besucht die 10. Klasse des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums (DBG) in West und will Abitur machen. Als sie vor mittlerweile sechs Jahren nach Ratingen zog, habe sie noch kein Wort Deutsch gesprochen, berichtet Maria. „Bei der Integration hat mir vor allem das Tanzen geholfen.“ Denn seit sie in Ratingen wohnt, tanzt sie im „Boston Club“, wo sie Freunde fand und schnell Deutsch lernte. „Und nachdem ich bei einem Schulfest etwas vorgetanzt habe, waren auch Lehrer und Mitschüler viel freundlicher zu mir.“ Trotz der Dreifachbelastung von intensivem Training, Deutschlernen und Schule verbesserten sich Marias schulische Leistungen bald so stark, dass sie mit Hilfe von Alla Weber vom Integrationsbüro in West auf das DBG wechseln konnte. „Ich kann mich durch das viele Tanztraining sehr gut organisieren“, betont Maria. Das geht natürlich nur, weil ihre Eltern sie unterstützen. Seit sie fünf Jahre alt ist, ermöglichen sie Maria Tanzstunden, erst russischer Volkstanz, dann Standard- und Lateinamerikanische Tänze. „Meine Mutter näht außerdem viele meiner Kostüme“, sagt Maria. Ein Kostüm, wie man es für Turniere braucht, kostet nämlich im Laden schon mal 1500 Euro.

Ihre berufliche Zukunft sieht Maria im Tanzsport allerdings nicht. Sie überlege, Psychologie zu studieren, sich vielleicht mit Tanztherapie zu beschäftigen, erzählt sie. „Aber Tanzen werde ich trotzdem mein ganzes Leben lang.“

Quelle: RP