Gespannt auf die Zeit nach der Schule

Ratingen · Als Lehrer des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums hört Heiner van Schwamen auf, als Macher der Zelt Zeit macht er weiter. Ein Interview.

RP 02.01.2017, 00:00 Uhr 4 Minuten Lesezeit

Alles Gute für 2017, Herr van Schwamen – für Sie ist es ein ganz besonderes Jahr.

Heiner van Schwamen Das kann man wohl sagen. Im Sommer werde ich pensioniert, vorher feiern wir 20 Jahre Zelt Zeit am Grünen See. Da wird so einiges auf mich zukommen. Im Moment wird mir jeden Tag ein bisschen klarer, dass für mich ein großer Lebensabschnitt zu Ende geht, dass jedes Mal etwas zum letzten Mal passiert – wie zum Beispiel jetzt die Halbjahreszeugnisse oder die letzte Premiere meiner Kabarettgruppe Westhäkchen. Ich bin gespannt auf die Zeit nach der Schule, möchte aber eigentlich sehr gerne weiter mit Jugendlichen arbeiten. Das hält jung. Es würde mir sehr schwer fallen, von jetzt auf gleich da komplett raus zu sein.

Info

Großer Familientag der LEG bei der Zelt Zeit

Tickets Die Karten für die Zelt Zeit-Veranstaltungen sind bei den üblichen Verkaufsstellen (zum Beispiel Kulturamt, Minoritenstraße, Johann und Wittmer, Westtangente) erhältlich.

Start Die Zelt Zeit startet am Donnerstag, 1. Juni 2017, und endet mit dem traditionellen Feuerwerk am Sonntag, 4. Juni.

Familie An dem Sonntag wird wie immer wieder der große LEG-Familientag stattfinden mit einem bunten Programm für alle Generationen.

Anfänge Die erste Zelt Zeit fand übrigens Pfingsten 1996 statt.

Sie waren Ihr komplettes Leben am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium.

van Schwamen Zusammen mit einigen anderen Kollegen, die jetzt auch in Pension geben, haben wir die Schule mit aufgebaut, in Pavillons in Lintorf im ersten Jahr angefangen und dann immer weiter gemacht. Es war eine spannende Zeit, aktiv die Entwicklung einer Schule mitzugestalten. Heute gibt es das kaum noch, das Kollegen wirklich ihr ganzes Lehrerleben in einer Schule bleiben. Aber ich habe nie mit dem Gedanken gespielt, woanders hinzugehen. Ich bin immer genau da gewesen, wo ich sein wollte.

van Schwamen Ich bin damals sozusagen etwas in den Stadtteil hineingeworfen worden, da ich aus dem Idyll einer Kleinstadt komme. Inzwischen würde ich aber nicht mehr zurückwollen, da es dort vieles nicht gibt, was mir hier in West geboten wird. Der Stadtteil ist bunt mit Menschen aus allen Teilen Deutschlands, Europas und der Welt. Da kommt auf engem Raum sehr viel soziales, kulturelles und menschliches Know-How zusammen. Klar werden da Energien frei für Konflikte, aber in viel stärkerem Maße solche für Initiativen und Projekte. Leichter als anderswo bringt man hier Menschen für eine gemeinsame Idee zusammen. Da gewachsene Strukturen fehlten, konnten die Menschen hier an der Gestaltung von Traditionen unmittelbar mitwirken. So gibt es hier schon ein ganz eigenes Lebensgefühl und eine weniger formale Form des Zusammenwirkens von Bürgern, Vereinen und Institutionen.

Trotzdem ist der Stadtteil bei vielen Ratingern nach wie vor eher unbeliebt.

van Schwamen Das ist ein altes Spiel, wahrscheinlich kannte schon der Neandertaler Täler und Höhlen, von denen man sich besser fernhalten sollte. In meiner Heimatstadt Kleve gab es eine Ober- und eine Unterstadt, ich kam übrigens aus der Unterstadt, auf die manch einer von oben hochnäsig herabsah. Wer einen Spaziergang durch West macht, wird sehen, wie differenziert der Stadtteil im Übrigen ist.

Das Schulzentrum spielt eine große Rolle im Stadtteil, genau wie Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche. Wie ist West dort aufgestellt, was sehen Sie als besonders wichtig an?

van Schwamen Die Schulen sind neben den Vereinen und Kirchen die wichtigsten Orte, in denen ein Zugehörigkeitsgefühl und Heimatgefühl entwickelt wird. Die Schulen müssen gerade in diesem Stadtteil mehr sein als reine Stätten der Wissensvermittlung. Das tun sie auch, trotz wachsender administrativer Zwangsaufgaben. Schulen brauchen ein aktives Schulleben.

Schauen wir auf die Zelt Zeit 2017.

van Schwamen Da freue ich mich sehr drauf. Besonders gespannt bin ich auf den Ratinger Abend, den wir nun an den Schluss gelegt haben. Dass dieses Konzept gut ankommen würde, hatte ich mir gedacht, dass es aber so ein Knaller werden würde, das hat mich positiv überrascht. Das hat aber auch ganz viel mit Dirk Wittmer und Volkan Erik als Moderatoren zu tun, die beiden sind einfach perfekt für diesen Abend.

Gehen Sie auch als Zeit Zeit-Macher in Pension?

van Schwamen Die Zelt Zeit hängt zum einen ja nicht bloß an mir als Person. Wir sind ein tolles Team, das Hand in Hand dafür sorgt, dass Pfingsten am Grünen See ein Erlebnis für alle Altersgruppen und für Menschen aus der ganzen Region geworden ist. Im Klartext wird es die Zelt Zeit sicher auch ohne Heiner van Schwamen weiter geben, aber ich habe nicht vor, damit jetzt aufzuhören. Dafür fühle ich mich noch nicht alt genug und liebe diesen ganzen Trubel rund um die Tage viel zu sehr.

WOLFGANG SCHNEIDER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.