„Dunkeldorf“

Differenzierungskurs „Darstellendes Spiel“ der 9. Jahrgangsstufe von Herrn Graf besucht Theaterstück über den rechtsextremen Wehrhahn-Anschlag vor 25 Jahren.

Was ist passiert? Am 27. Juli 2000 um 15.03 Uhr explodierte an der S-Bahn-Haltestelle Wehrhahn eine Rohrbombe. Zwölf jüdische Migrant*innen aus Osteuropa wurden verletzt. Sie besuchten eine nahegelegene Sprachschule. Unter den Opfern war ein Ehepaar, das sein ungeborenes Kind verlor. Kurz nach der Explosion setzte ein starkes Gewitter ein und zerstörte vermutlich viele Spuren. Die Polizei ermittelte lange ohne Erfolg. Schließlich geriet der Rechtsextremist Ralf S. in Verdacht. Er war als „Sheriff von Flingern“ bekannt und besaß einen Militaria-Laden gegenüber der Sprachschule. Bei einer geplanten Durchsuchung warnte die anwesende Presse ihn wohl vor. Ralf S. wurde festgenommen, aber bald wieder freigelassen. Jahrelang geschah nichts. Erst nach den NSU-Morden 2011 wurde der Fall neu aufgerollt. 2014 meldete sich ein Mithäftling von Ralf S. und berichtete, dieser habe im Gefängnis mit der Tat geprahlt. Eine neue Ermittlungsgruppe, die „EK Furche“, nahm die Arbeit auf und legte neue Hinweise vor. Im Prozess präsentierte das Gericht Zeugen und Indizien, doch die Beweise reichten nicht aus. Ralf S. wurde freigesprochen.

Das Theaterstück zur Tragödie – Das Theaterkollektiv Piérre.Vers aus Düsseldorf ist eine unabhängige Gruppe, die seit 2012 dokumentarisches Theater macht. Ihre Stücke behandeln Themen wie Rechtsextremismus, Nationalsozialismus und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Gruppe spielt oft außerhalb klassischer Bühnen, an Orten mit Geschichte oder im öffentlichen Raum. Das aktuelle Projekt heißt „Dunkeldorf“. Es beschäftigt sich mit dem Anschlag am S-Bahnhof Wehrhahn. Die Aufführung zeigt verschiedene Perspektiven auf das Ereignis – von der Sozialarbeiterin über die Journalistin bis zum Ermittler. So entsteht ein vielschichtiges Bild über Schuld, Erinnerung und gesellschaftliche Verantwortung. Die Inszenierung nutzte Licht, Video und Monitore, um die Szenen lebendig zu machen. Dadurch fühlte man sich als Zuschauer*in mitten im Geschehen. Besonders eindrucksvoll waren die Monologe der Schauspielerinnen und Schauspieler, die die Gefühle der Betroffenen greifbar machten. Die Schauspieler spielten überzeugend, und Technik und Regie ergänzten sich perfekt. „Dunkeldorf“ ist ein bewegendes und klug gestaltetes Theatererlebnis. Es regt zum Nachdenken an und zeigt, wie wichtig Erinnerung und Aufklärung bleiben. Eine klare Empfehlung!